Ihr Lieben,
gestern Nacht wurde ich wieder eindrucksvoll daran erinnert, dass das Leben mit 3 chronischen Krankheiten nicht immer heititei ist, sondern diese sich auch ab und an in Erinnerung bringen, so nach dem Motto „halloooo??! ich bin auch noch hier“
Gestern hatten wir einen ganz wundervollen Abend im Biergarten, ich dann wie üblich für mein Essen gespritzt bzw. über die Insulinpumpe einen Bolus abgegeben.
Als mich später dann mein Mann fragt, ob denn eigentlich nun alle Sachen besorgt seien für die Schultüte (remember: ab Dienstag haben wir einen Erstklässler im Haus), habe ich nur geantwortet, es sei alles da. So weit, so normal. Ich merkte aber, dass ich schon ein wenig grellig wurde und dachte „jaja, verlass Dich nur drauf, ich werd schon alles richten.. nein, Du brauchst nicht helfen, die Muddi macht das schon “ und in meinem Körper begann es zu kribbeln. Klingt erstmal nicht dramatisch und verstimmt zu sein, ist nicht immer gleich ein unabdingbares Symptom – aber oft werde ich unterschwellig aggressiv und durcheinander, wenn ich in den Unterzucker rutsche.
Im weiteren Gespräch hab ich dann bemerkt, dass ich nicht mehr so gut denken konnte, schob das aber auf die Uhrzeit und die Müdigkeit. Da ich als „guter“ bzw. verantwortungsbewusster Diabetiker jeweils vor dem Zu-Bett-Gehen nochmal meinen Blutzucker messe, wusste ich dann gleich mit einem BZ-Wert von 42 mg/dl, dass ich dringend etwas essen musste. Also kam der Griff zur Cola-Flasche (6 Schlucke) und ein Müsli-Riegel.
Der Mann verabschiedete sich ins Bett und ich saß dann da mit meinem Unterzucker und fluchte innerlich. Nach einer halben Stunde nochmals messen lag der BZ bei 55 mg/dl – also immer noch recht niedrig und kaum gestiegen. Ich war recht wirr im Kopf und hätte mich am liebsten hingelegt und geschlafen – das Schlimmste, was man in so einer Situation machen kann. Also wird nochmal nachgetrunken und -gegessen und weil ich ja weiß, dass es üblicherweise dann zur Gegenreaktion kommen kann, habe ich hier bewusst nicht übertrieben. Aber es ging mir alles andere als gut. Schweißausbrüche kamen dazu, Verwirrtheit, kopfmässig sämtliche Zustände.
Nach einer weiteren halben Stunde lag ich nun bei 120 mg/dl – was ein superguter BZ-Wert ist. Da ging ich dann ins Bett.
Superguter Wert, der aber nix aussagt. Status heute nacht 1.00 Uhr. Status heute morgen 5.30 Uhr: 412 mg/dl! Klar… das Cola wirkt ja trotzdem.. und auch meine innerliche Anspannung gestern Nacht setzt Hormone frei, die den BZ beeinflussen.
Hier musste ich dann heute morgen genau aufpassen, mit wievielen Insulineinheiten ich den Wert herunterkorrigiere. Geraten wird hier jeweils zur halben Anzahl der ansonsten zu spritzenden Einheiten – wegen der Gefahr, ansonsten gleich wieder in den Unterzucker zu rutschen.

Gestern Nacht noch krasser #Unterzucker – heute morgen totale Gegenreaktion, BZ von >400 mg/dl
Ich wäre ja gerne gesund! #unsichtbarkrank
Vermutlich wird es bis mittag dauern, bis die Werte sich wieder eingependelt haben – das nach solchen Extremwerten übliche Karusselspiel rauf und runter
Der Plan ist aber eigentlich, die Kollegin heute bei ihrer standesamtlichen Hochzeit aufzusuchen und das Kind mit ins Büro zu nehmen.. wird schon alles irgendwie klappen – weil es muss
Danke fürs lesen – mein neuester Blogeintrag sollte sich eigentlich um die Verwandlung des Kindes vom Kindergartenkind zum Schulkind, einen McGyver-Bürostuhl und ein cooles neues Rad drehen.
Fortsetzung folgt…
Liebe Beate,
Ich leide zwar nicht an Diabetes, aber nach einem Erschöpfungssyndrom und einer CLL (Chronische Lymphatische Leukämie) muss ich mit meinen Kräften haushalten und Stress vermeiden. Schmerzen hat man dabei nicht und unsichtbar ist die Krankheit auch.
Sobald es mir wieder gut geht und ich ausgeruht bin, überschreite ich meine Grenzen….. mit bekannten Folgen.
Von daher verstehe ich dich. Das Umfeld nimmt selten Rücksicht, es sei denn, ich ziehe deutlich Grenzen oder nehme mir eine Auszeit
Ich wünsche dir viel innere Kraft und sende dir liebe Grüße.
Christoph
@TheBlues1961 auf Twitter
LikeGefällt 1 Person